Eigentlich fängt für mich im Advent die Stille Zeit an, aber meist beginnt sie schon im November, wenn die Dunkelheit Überhand nimmt und ich viele Stunden alleine bei mir zu Hause verbringe. Die Gedanken, die sich sonst an den Boden krallen, um in der Hektik der Tage nicht weggeweht zu werden, schütteln vorsichtig ihre Flügel. Bilder ziehen durch Tagträume. Wünsche steigen auf. War es ein gutes Jahr? Bin ich unbeschadet daraus hervorgegangen? Verändert? Gar gewachsen? Sind Reparaturen notwendig, Kurskorrekturen? Gibt es etwas, das ich dieses Jahr noch beginnen möchte? Oder was unbedingt beendet gehört?
Ich werde meinen Vater bald verlieren. Er tritt seine letzte Reise an. Weitgehend gesund. Bei völlig klarem Kopf. Er spürt, dass es mit ihm langsam zu Ende geht. Ich hätte das lange nicht vermutet, denn wir lagen fast immer im Streit, aber ich werde ihn bei dieser Reise begleiten. Ich spüre, dass ich aufmerksam sein muss, denn diesen letzten Weg gemeinsam zu gehen, ist nicht nur eine (selbstgewählte) Aufgabe, sondern auch eine Reise für mich. Eine Reise ans Ende der Welt, von der ich zurückkehren werde, in der Hoffnung, später – vermutlich ohne Begleitung – den Weg selbst zu finden. Auch das eine Stille Zeit. Mind the gap.
Grinsekatz 19. November 2021
Bin derzeit in einer ähnlichen Lage.
Fühl dich gedrückt – und lieben Gruß, Reiner
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Stephanie Jaeckel 1. Dezember 2021
Du Dich auch!
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mannigfaltiges 19. November 2021
Ich wünsche deinem Vater eine gute, leichte Reise und dir eine (…mir fällt jetzt kein passendes Wort ein..) Reisebegleitung.
Liebe Grüße Erich
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Stephanie Jaeckel 1. Dezember 2021
Reisebegleitung ist gut. Man kriegt ja wirklich so einiges mit auf dem Weg. Herzlichen Dank.
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Edith 19. November 2021
Auch ich habe meine Eltern auf ihrem letzten Gang begleitet. Es ist ein Weg mit dem Tod.Obwohl er ja immer an unserer Seite ist, bekommt man in solch letzter Zeit noch soooo viel Erfüllung….
Ich wünsche euch noch eine gute, gemeinsame Zeit….
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Stephanie Jaeckel 1. Dezember 2021
Vielen Dank. Ja, ich hoffe sehr auf einen guten Weg, gerade wird es mit Corona wieder schwierig, aber ich
weiß, dass das ja nur ein Problem an der Oberfläche ist. Ich bleibe optimistisch.
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Edith 1. Dezember 2021
Liebe Stephanie, ja, Corona macht so vieles schwieriger. Aber du schreibst richig: optimistisch bleiben!!!
Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld
mit lieben Grüßen, Edith
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muetzenfalterin 20. November 2021
Sehr berührender Text. Wünsche Dir Kraft für diesen Weg.
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Stephanie Jaeckel 1. Dezember 2021
Danke für Deine Wünsche!
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Ruhrköpfe 24. November 2021
So traurig es ist, so sehr ist es doch auch eine ganz besondere Zeit für euch beide. Alles Gute für deinen Vater und dich in dieser Zeit. Erichs Wort „Reisebegleitung“ scheint mir dafür eine geeignete Beschreibung. Liebe Grüße, Annette
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Stephanie Jaeckel 1. Dezember 2021
Danke dir! Aber wie du sagst, es ist auch etwas Besonderes. Abschiede haben ihre eigenen Regeln und Wunder.
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