In die Tiefe steigen

Wer in Berlin lebt, gräbt im Sandkasten. So zumindest fühlt es sich an, wenn man Spuren aus der Tiefe der Zeit sucht. Schnell ist Schluss – Monumente der mittelalterlichen Vergangenheit sind rar, das meiste modert im nassen Sand (der im Übrigen wie Hölle stinkt, wenn er an die Luft kommt).

Großartige mittelalterliche Zeugnisse dagegen gibt es im Tagesreisen-Radius in großer Fülle – der diesjährige Trend zum „Heimaturlaub“ wird für die eine oder den anderen die Jagd nach Reise-Geheimtipps in die nächste Umgebung führen. Ein Must-See auf dieser Suche ist die Konradsburg (drei Kilometer südlich von Ermsleben), und dort ganz besonders der Rest der ehemaligen Klosterkirche. Heute ist nur noch der Chor und die darunter liegende Krypta erhalten: Pure Schönheit, die sich in großer Stille genießen lässt. Denn wer geht schon zu einer halben, weit ab gelegenen Kirche, wenn… – Um 1200 gebaut ist dieses Relikt ein architektonisches Meisterwerk ohne Wenn und Aber, das eindrücklich zeigt, dass unsere Welt eine ganz andere ist als vor 1000 Jahren, und wir uns vielleicht doch angewöhnen sollten, auf Vergessenes zu hören, statt nur nach vorne zu schauen und zu denken, wir wüssten sowieso alles – oder zumindest genug.

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

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