Wer frei sein will,

müsse seine Eltern enttäuschen. So oder ähnlich habe ich es in den letzten Tagen gleich mehrmals gelesen (wahrscheinlich war ich dusselig genug, drei oder viermal über denselben Artikel zu fallen). Habt Ihr diese Erfahrung gemacht – oder ist das eher ein Trost für Leute, die sich mit ihrer Familie schwer tun?

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 5

  1. LP 16. Juni 2020

    Ich würde es vielleicht ein wenig anders formulieren. Meiner persönlichen und damit einzelnen Erfahrung nach:

    Wer frei sein will, dem muss es egal sein, ob er seine Eltern enttäuscht oder nicht.

    Oder anders herum ausgedrückt: Er darf sich nicht von den Erwartungen und Wunschvorstellungen, die seine Eltern an ihn richten, (an)treiben lassen. Und Eltern tun gut daran, das auch so zu sehen oder noch besser ihre Kinder gar nicht erst mit Erwartungen zu überhäufen.

    Ersteres habe ich erlebt, was das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir arg schwierig gemacht hat. Letzteres habe ich bei meinen eigenen Kindern versucht, ich denke das Verhältnis ist ein wesentlich Besseres.

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  2. Sabine Gärtner 17. Juni 2020

    Liebe Stephanie,
    genau das Thema begleitet mich diese Woche nach einer Familienfeier. So viele eigene Vorstellungen prasseln von den Eltern auf meine kleine Schwester ein, die bald ins Berufsleben startet. So viele, dass sie längst selbst nicht weiß, was sie eigentlich will. Der Vater will, dass sie in seine Fußstapfen tritt, die Mutter was ganz anderes. Mich macht es traurig und auch ich spüre die Erwartungen, die man immer wieder an mich stellt, die aber so wenig mit dem zu tun haben, was ich wirklich will.
    Doch eines ist mir allgemein bewusst geworden, das gilt nicht nur gegenüber den Eltern: Ich will nicht mit Erwartungen anderer an mich belastet werden. Ich will meinen Weg gehen! Wenn dabei Erwartungen enttäuscht werden, hat das nix mit mir zu tun, sondern mit den Personen, die unerlaubt Erwartungen an andere stellen.
    Liebe Grüße,
    Biene

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  3. muetzenfalterin 17. Juni 2020

    Es ist ein Teil der Entwicklung zwischen Eltern und Kindern, zu lernen mit Erwartungen und Enttäuschungen möglichst konstruktiv umzugehen. Auch an Enttäuschungen kann man wachsen, auch Erwartungen können positiv verstandene Herausforderungen sein. Vieles davon passiert ohnehin unbewusst, und das Entscheidende ist vielleicht, darüber im Gespräch zu bleiben.

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