Was geht?

Weltweit nutzen viele die Auszeit, um mal wieder in die Küche zu gehen. Wo sonst schnell Stullen geschmiert oder Nudeln gekocht werden, herrscht geschäftiges Treiben. Es gibt Leute, die zum ersten Mal seit Jahren wieder selbst kochen. Das heißt, jeden Tag kochen. Weil endlich Zeit ist. Und die schöne Überraschung, dass das auch gut schmeckt. Und dass der Abwasch das wert ist…

Ich habe gestern von einem Mann in den USA gehört, der gerade die Gelegenheit nutzt, für sich und seine Frau zu kochen. Gewöhnlich gehen sie abends – beide sind berufstätig – im Restaurant essen. Oder sie bestellen sich was. Der Mann dachte, ich koche jetzt mal für meine Frau. Ich möchte ihr eine Freude machen. Der Mann kann nicht wirklich kochen. Also suchte er sich einfache Rezepte: Tomatensoße mit Basilikum für auf die Nudeln zum Beispiel.

Und auch er erlebte eine Überraschung. Man könnte es (vielleicht etwas übertrieben) so formulieren: Kochen macht uns fit fürs Leben… Denn, er begriff schon bei einfachen Rezepten, zum Beispiel dass es sich nicht lohnt, Zeit zu sparen. Alles in einen Topf zu werfen und zusammenzurühren reicht nicht. Ich musste meine Ungeduld zügeln, sagt er. Und: Ich merkte überhaupt erst, wie ungeduldig ich bin. Er verstand natürlich auch sehr schnell, dass die Auswahl der Zutaten eine wichtige Rolle spielt. Er bekam ein Auge für reife Früchte, er fing an, an den Dingen zu schnuppern, kurz, ihm tat sich eine neue Welt auf. Natürlich geht das nicht jeden Tag. Aber der Zuwachs an Wissen, an Kenntnis, doch, ich denke, das kann einen auch in einem ganz normalen Alltag gelegentlich glücklich machen. Zu wissen, dass es andere Aufgaben gibt, als die, die auf dem Schreibtisch oder wo auch immer bei der Arbeit liegen.

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 6

  1. wattundmeer 17. April 2020

    Ja, man findet immer wieder positive Seiten dieser Krise. Ich habe ja schon lange den Verdacht, dass viele derer, die Hefe und Mehl gebunkert haben, noch nie etwas mit diesen Zutaten gebacken haben. Vielleicht hat’s ja der eine oder andere jetzt mal probiert und hoffentlich landet all die Hefe nicht doch irgendwann im Müll…

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  2. Peggy Gardot 22. April 2020

    Beim letzten Abschnitt bringst du mich zum schmunzeln. Eine sehr schöne Assoziation, wie man vom jungfräulichen Kocherlebnis, inmitten der Auswahl der richtigen Zutaten und das erschnuppern von hilfreicher Geduld, die fabelhafte Welt der Sinne für sich entdeckt. Wenn das das Leben nicht SINN-voll macht dann weiß ich auch nich:) Danke! Hab einen schönen Tag:)

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