Wer schon seit der Kindheit aus eher konventionellen Beziehungsmodellen ausbrechen wollte, hat mit regelmäßigen Restrukturierungmassnahmen (haha) zu tun. Denn ein Verlassen des Üblichen verlangt unendlich viel Flexibilität: Wo nichts festgelegt ist, muss immer wieder nachjustiert werden. Für jede Gefühlslage braucht es einen neuen Ausdruck, für jeden Freund, jede Freundin eine eigene Balance.
Wobei. Das ist natürlich immer so: Auch in einer Ehe braucht es individuelle Maßstäbe oder Formen des Ausdrucks. Nur ist es natürlich so, dass offenere Modelle immer wieder die Frage erlauben müssen, ob Erotik eine Rolle spielt – oder spielen darf. Oder in welcher Form. Oder mit welcher Intensität.
Ich habe keineswegs ein größere Herz als – sagen wir, Freundinnen, die verheiratet sind. Im Grunde habe ich einen Herzensmenschen. Und im Grunde reicht der mir auch. Aber eben. Ich spüre sehr viel mehr Begehren, Liebe oder Zuneigung zu sehr viel mehr Personen als dieser einen. Es geht dabei gar nicht darum, alles auszuleben. Bei vielen Freunden bin ich extrem vorsichtig mit dem Zeigen meiner Zuneigung. Einfach weil ich denen nicht so ins Leben platzen will. Vor allem diejenigen, die in einer festen Beziehung leben, müssen gar nicht unbedingt von meiner Begeisterung wissen. Das finde ich auch gar nicht schlimm. Umgekehrt bleibt es immer wieder eine Gratwanderung, mit Gesten der Zuneigung oder sogar Zärtlichkeit angemessen umzugehen. Ich will nicht zündeln. Aber ich möchte großzügig sein. Gar nicht so einfach. Dafür aber enorm spannend.
wechselweib 24. August 2019
Hohe Flexibilität, mehr „Arbeit“, aber auch mehr Spannung – das ist genau das, was ich meinen Abiturienten in Gemeinschaftskunde über die Auswirkungen des Wertewandels in der Gesellschaft beibringen. Mehr Freiheit, weniger Sicherheit.
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Stephanie Jaeckel 25. August 2019
Ich weiß gar nicht, ob es wirklich ein Wertewandel ist. Für mich gehört diese Offenheit eher zum Begriff Freiheit – ?
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wechselweib 25. August 2019
Ja. Aber dass Freliheit den Menschen wichtiger ist als Sicherheit gehört zum gesellschaftlichen Wertewandel dazu.
Sagt die Forschung …
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Stephanie Jaeckel 27. August 2019
Da bin ich mir nicht sicher. Die meisten suchen ja weiterhin nach Sicherheit. Die Freiheit beschränkt sich meistens nur auf Konsum.
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wechselweib 27. August 2019
Naja, die Scheidungsraten und die Emanzipation sprechen schon für den Vorrang von Selbstverwirklichung und Freiheit.
Aber ich gebe zu, eine Beziehung, wie du sie lebst, ist trotzdem ungewöhnlich.
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Stephanie Jaeckel 29. August 2019
Ich bin da nicht so sicher. Wer sich scheiden lässt, ist meist gleich wieder verpartnert. Was ich ja an sich überhaupt nicht doof finde. Aber mir scheint es nach wie vor ein Tabu zu sein, nicht als Paar zu leben. Und das finde ich schade.
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wechselweib 29. August 2019
Da hast du Recht …
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finbarsgift 24. August 2019
Klingt spannend, offen …
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kormoranflug 25. August 2019
Bei all diesen verschiedenen Abwägungen ist das Leben spannend und nicht einfach. Die Phantasien bleiben und werden nicht immer Erfüllung finden.
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Stephanie Jaeckel 25. August 2019
Ja, es ist spannend. Und tatsächlich nicht auf „Singles“ beschränkt. Nur habe ich als weniger fest gebundene Partnerin eventuell mehr Freiheit (die ich mir selbst einräume), „große“ Gefühle an mehrere Menschen zu verteilen. Es geht mir dabei nicht um Polyamorie, tatsächlich eher um mehr Offenheit, denn ich möchte nicht mehrere Partnerschaften gleichzeitig führen.
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finbarsgift 25. August 2019
Das stimmt wohl …
Des Menschen Leben verläuft in der Regel viel zu eindimensional.
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