Alte Freundschaft auf neu

Kürzlich ist mir das schon aufgefallen (und, jaja, ich brauche für Nachfliegendes (=der Rechner!!!) N-a-h-e-l-i-e-g-e-n-d-e-s oft echt lange): Wie wir in Freundschaften Positionen festlegen, in denen wir uns über Jahre, Jahrzehnte begegnen. 

Wahrscheinlich ist das auch ein Teil des Geborgenheitsgefühl. Wer alte Freundschaften pflegt, hat manchmal das Gefühl, Geschwister zu haben – zumindest geht es mir als Einzelkind so. Dennoch ist es mir neulich klar vor Augen gestanden, und da nicht unbedingt positiv. Weil ich dachte: es ist Nostalgie, wir sind doch jetzt andere Menschen. Und, was ein Nachteil sein kann: wir haben uns verändert, und argumentieren immer noch aus den alten Positionen. Das führt nicht zu etwas anderem. 

Gleichzeitig erlebe ich gerade die erneute Annäherung an eine Freundin, die mir für ein paar Jahre abhanden gekommen war. Es gab Streit damals. Und ich denke, für uns beide war die Zeit danach blöd. Ich spüre jetzt, wie wir beide vorsichtig sind, nicht wieder in alte Muster zu fallen. Es sind ja oft nur Kleinigkeiten. Zum Beispiel sich erstmal nur in Cafés zu treffen und nicht zu Hause. Keine langen Telefonate. Keine kleinen Geschenke.

Natürlich gibt es bei Freundschaften kein „richtig“ oder „falsch“. Was funktioniert, gilt. Aber ich habe gemerkt, dass ich mich wohler fühle, wenn ich mich in einer Beziehung auch immer wieder als anders darstellen kann. Platz zur Veränderung habe. Geht Euch das auch so?

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 8

  1. Ulli 18. Dezember 2018

    Mit meinen ältesten und wohl auch engsten Freundinnen und Freunden ist es immer so gewesen, dass wir die Veränderungen parallel vollzogen haben, ohne es unbedingt zu wissen, aber beim nächsten Treffen wurden dann die neuen Gedanken und Gebaren sicht- und hörbar und so manches Mal staunten wir sogar über diese Synchronizität. Ich mag es nicht, wenn mir alte Freunde/Freundinnen begegnen und so tun als wäre ich noch die Ulli von vor 20/30 Jahren. Klar, ist ein gewisser Kern geblieben, bleibt ja bei jeder und jedem, aber dann ändert man sich eben doch hier und da, und durchaus auch Meinungen, alles andere hieße für mich Stellstand und wer will schon stillstehen?
    herzliche Grüße
    Ulli

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  2. papiertänzerin 19. Dezember 2018

    Zeiten der Distanz, weil eigene Veränderungen anstehen, kenne ich. Ebenso das Festhalten aus Geborgenheitsgründen. Und leider auch das Verlorengehen der Freundschaft. Sich neu wieder anzunähern, ist aufregend, so ein bisschen wie ein zweites Verlieben, oder?

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