Freund/innen des anderen Geschlechts?

Außerhalb der – wie es in amerikanischen Filmen oft so schön heißt – „romantischen Beziehungen“ kommen Freundschaften zwischen Männern und Frauen eher seltener vor, wie mir scheint. Oder wie ich in meiner eigenen Generation zu beobachten meine. Schwule Männer, doch, die haben (auch hier sehe ich natürlich nicht über den eigenen Tellerrand) oft gute Freundinnen, lesbische Frauen ebensogute Freunde. 

Ich überlege: Seit ich im Kindergarten bin, hatte ich immer auch Freunde. Keine Kumpels. Freunde so wie Freundinnen. Mit den gleichen Interessen, mit viel Ausgelassenheit und großer Herzlichkeit. Manchmal auch mit leisen Untertönen. Aber solchen, die leise blieben, und diese Freundschaften manchmal (und immer wieder) durch einen gewissen Überschwang befeuerten. 

Auch sie gingen hin und wieder kaputt. Wie Freundschaften mit Frauen. Aber es kamen auch wieder neue hinzu. Mit meinen Freunden gehe ich essen, spazieren, wir kochen gemeinsam, trinken Kaffee oder Wein, quatschen, gucken DVDs, besuchen Konzerte oder hängen einfach nur ab. Ich bin über jeden einzelnen froh. Und doch, ja, manchmal geben sie mir wirklich andere Perspektiven zu denken. Gerade übrigens bei Liebeskummer. Dennoch kenne ich wenige in meinem Umkreis, die Freundschaften mit „dem anderen Geschlecht“ (hahaha, wie bescheuert klingt das denn?) pflegen. Hoppla, denke ich. Und frage deshalb: Wie ist es bei Euch?

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 16

  1. wechselweib 11. Dezember 2018

    Ich habe auch seit ich denken kann, Freunde des anderen Geschlechts und möchte sie nicht missen. Zum Glück war das auch weder für meinen Ex noch für meinen jetzigen Partner je ein Problem. Ich finde auch, dass meine männlichen Freunde gerade auf Beziehungsprobleme und bei Liebeskummer nochmal anders draufschauen. Insgesamt unternehme ich mit ihnen die gleichen Sachen wie mit meinen Mädels. Gerade jetzt in der Lebensmitte, wo wir gemeinsam durch diese manchmal krisenhafte Zeit gehen, empfinde ich meine Männerfreundschaften als sehr wertvoll.

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  2. Ulli 11. Dezember 2018

    Ich habe zeitlebens beides, Freunde und Freundinnen und wundere mich immer, dass dies für viele gar nicht so normal ist, wie es für mich ist. Wie oft bin ich schon gefragt worden, ob ich jetzt einen Neuen hätte, nur weil ich mal mit einem Freund unterwegs gewesen bin, allerdings passierte mir dies in Berlin kaum, hier im Schwarzwald immer wieder …

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  3. papiertänzerin 11. Dezember 2018

    Als Kind, Jugendliche, junge Frau hatte ich Freunde, manchmal auch mit leichten Unterströmungen. Später so eine Pärchenkleinfamilienfreundschaftsphase. Ist aber nichts so meins. Heute Freundinnen. Leider keine dicke Männerfreundschaft dabei (außer mit meinem Mann). Klingt jetzt auch komisch, aber ich glaube, Frauenfreundschafte fallen mir einfach leichter. Vielleicht bin ich aber auch nur aus der Übung ; )

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  4. meggiemeg 11. Dezember 2018

    Ich kann irgendwie nicht echte Freundschaften mit Männern haben. Bei mir wird immer was draus. Wie ich das mache, weiß ich nicht, es kommt immer so. Irgendwann ist es eine Liebesbeziehung.
    Mein bester männlicher Freund war mein Mann. Als diese Beziehung in die Brüche ging, war ich mir gar nicht so sicher, welcher Anteil mir mehr Seelenschmerz machte. Ich fürchte fast, es war für mich noch ein wenig schlimmer, den besten Freund zu verlieren, als den Mann zu verlieren. Nun könnte man ja sagen, ich soll einfach die Freundschaft behalten, wenn die Liebe kaputt ist, aber das kann ich nicht. Kompliziert ist das.

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    • Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2018

      Das ist sicher auch von Fall zu Fall verschieden. Man muss ja nicht mit dem oder der Ex befreundet bleiben. Manchmal ist es auch wirklich nicht ratsam. Meine Erfahrung ist eher die, dass ich Partner, mit denen ich befreundet war, auch halten konnte. Aber das ging oft nicht so nahtlos. Zwischen Trennung und „Wiederbefreundung“ lagen oft mehrere Jahre.

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