Außerhalb der – wie es in amerikanischen Filmen oft so schön heißt – „romantischen Beziehungen“ kommen Freundschaften zwischen Männern und Frauen eher seltener vor, wie mir scheint. Oder wie ich in meiner eigenen Generation zu beobachten meine. Schwule Männer, doch, die haben (auch hier sehe ich natürlich nicht über den eigenen Tellerrand) oft gute Freundinnen, lesbische Frauen ebensogute Freunde.
Ich überlege: Seit ich im Kindergarten bin, hatte ich immer auch Freunde. Keine Kumpels. Freunde so wie Freundinnen. Mit den gleichen Interessen, mit viel Ausgelassenheit und großer Herzlichkeit. Manchmal auch mit leisen Untertönen. Aber solchen, die leise blieben, und diese Freundschaften manchmal (und immer wieder) durch einen gewissen Überschwang befeuerten.
Auch sie gingen hin und wieder kaputt. Wie Freundschaften mit Frauen. Aber es kamen auch wieder neue hinzu. Mit meinen Freunden gehe ich essen, spazieren, wir kochen gemeinsam, trinken Kaffee oder Wein, quatschen, gucken DVDs, besuchen Konzerte oder hängen einfach nur ab. Ich bin über jeden einzelnen froh. Und doch, ja, manchmal geben sie mir wirklich andere Perspektiven zu denken. Gerade übrigens bei Liebeskummer. Dennoch kenne ich wenige in meinem Umkreis, die Freundschaften mit „dem anderen Geschlecht“ (hahaha, wie bescheuert klingt das denn?) pflegen. Hoppla, denke ich. Und frage deshalb: Wie ist es bei Euch?
wechselweib 11. Dezember 2018
Ich habe auch seit ich denken kann, Freunde des anderen Geschlechts und möchte sie nicht missen. Zum Glück war das auch weder für meinen Ex noch für meinen jetzigen Partner je ein Problem. Ich finde auch, dass meine männlichen Freunde gerade auf Beziehungsprobleme und bei Liebeskummer nochmal anders draufschauen. Insgesamt unternehme ich mit ihnen die gleichen Sachen wie mit meinen Mädels. Gerade jetzt in der Lebensmitte, wo wir gemeinsam durch diese manchmal krisenhafte Zeit gehen, empfinde ich meine Männerfreundschaften als sehr wertvoll.
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2018
Wenn Du krisenhafte Zeit schreibst, denke ich gerade auch an die Metoo-Debatte. Hier ist, denke ich, das Reden „zwischen den Geschlechtern“ besonders wichtig.
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frauhemingistunterwegs 11. Dezember 2018
Mein Mann ist gleichzeitig auch mein bester Freund. Durch viel Arbeit etc waren die Freundschaften zu Frauen leichter aufrecht zu erhalten.
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2018
Das klingt sehr sympathisch, wenn der eigene Mann tatsächlich auch zum richtigen Freund wird. Dennoch verstehe ich nicht ganz, warum viel Arbeit ausgerechnet gegen Männerfreundschaften spricht – ? Oder habe ich das missverstanden?
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frauhemingistunterwegs 11. Dezember 2018
Die Frauenrunden waren und sind in meinen Alltag einfacher zu integrieren…
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Ruhrköpfe 11. Dezember 2018
ja klar, auch wenn es für viele Menschen offenbar immer noch unmöglich scheint, kann ich deine Erfahrungen absolut bestätigen
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2018
Ah, also die Erfahrung hast Du auch, dass es eher mehr als weniger Leute gibt, die solche Freundschaften komisch finden und sogar beargwöhnen?
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Ruhrköpfe 11. Dezember 2018
oh ja, wobei das Misstrauen der anderen ja viel mehr über sie selbst aussagt 😉
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Ulli 11. Dezember 2018
Ich habe zeitlebens beides, Freunde und Freundinnen und wundere mich immer, dass dies für viele gar nicht so normal ist, wie es für mich ist. Wie oft bin ich schon gefragt worden, ob ich jetzt einen Neuen hätte, nur weil ich mal mit einem Freund unterwegs gewesen bin, allerdings passierte mir dies in Berlin kaum, hier im Schwarzwald immer wieder …
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2018
Aha, das ist vielleicht ein wichtiger Punkt. Ich lebe ja schon seit einer gefühlten Ewigkeit in Berlin. Hier geht das mit „Männer-Freunden“ auch gut. Vielleicht hätte ich tatsächlich keine – oder nicht so viele – wenn ich in der Kleinstadt geblieben wäre.
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papiertänzerin 11. Dezember 2018
Als Kind, Jugendliche, junge Frau hatte ich Freunde, manchmal auch mit leichten Unterströmungen. Später so eine Pärchenkleinfamilienfreundschaftsphase. Ist aber nichts so meins. Heute Freundinnen. Leider keine dicke Männerfreundschaft dabei (außer mit meinem Mann). Klingt jetzt auch komisch, aber ich glaube, Frauenfreundschafte fallen mir einfach leichter. Vielleicht bin ich aber auch nur aus der Übung ; )
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2018
Das kann ich mir durchaus vorstellen, dass mann/frau auch einfach Neigungen haben zu der einen oder anderen Art der Freundschaft. Ich halte es auch weder für falsch, keine andersgeschlechtlichen Freund/innen zu haben oder für notwendig. Mir war es nur immer selbstverständlich, deshalb war ich eines Tages mal so platt, dass es offensichtlich gar nicht so ist. Wer mit seinem Ehemann befreundet ist, hat ja zumindest in diesem Fall einen direkten Zugriff auf männliche Perspektiven.
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papiertänzerin 12. Dezember 2018
Ich finde es auch ok. Aber manchmal eben auch schade und vielleicht ein bisschen zu sehr Komfortzone. Jedenfalls hat mich dein Beitrag angeregt, an der Stelle tiefer zu forschen, danke dafür!
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Stephanie Jaeckel 12. Dezember 2018
Aber sowas von gerne!
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meggiemeg 11. Dezember 2018
Ich kann irgendwie nicht echte Freundschaften mit Männern haben. Bei mir wird immer was draus. Wie ich das mache, weiß ich nicht, es kommt immer so. Irgendwann ist es eine Liebesbeziehung.
Mein bester männlicher Freund war mein Mann. Als diese Beziehung in die Brüche ging, war ich mir gar nicht so sicher, welcher Anteil mir mehr Seelenschmerz machte. Ich fürchte fast, es war für mich noch ein wenig schlimmer, den besten Freund zu verlieren, als den Mann zu verlieren. Nun könnte man ja sagen, ich soll einfach die Freundschaft behalten, wenn die Liebe kaputt ist, aber das kann ich nicht. Kompliziert ist das.
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2018
Das ist sicher auch von Fall zu Fall verschieden. Man muss ja nicht mit dem oder der Ex befreundet bleiben. Manchmal ist es auch wirklich nicht ratsam. Meine Erfahrung ist eher die, dass ich Partner, mit denen ich befreundet war, auch halten konnte. Aber das ging oft nicht so nahtlos. Zwischen Trennung und „Wiederbefreundung“ lagen oft mehrere Jahre.
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