Nach der Messe fragte mich ein Kollegin, ob es in Leipzig Anzeichen dafür gegeben habe, dass Bücher – vielleicht auch nur einmal mehr – eine aussterbende Spezies sei. Proppenvoll, war meine erste Antwort und, „nö, eigentlich nicht.“ Vielleicht ist es – überlegte ich später, aber doch ein Zeichen, dass es mittlerweile eine ganze Halle für Comic und Manga gibt. Also für Genres, die eher als Heft oder Reihe an den Start gehen, denn als gebundenes Buch. Und die über die Papierseiten hinaus quellen in Filme (ich habe mir auch gleich einen Band aus dem Marvel-Universum „Black Panther“ mitgenommen), oder in diverse – nun, ich möchte schon fast sagen – Reliquien. Alte Bekannte traf ich da: Snoopy zum Beispiel, ein Held meiner Kindheit. Oder Mr. Spock, den aber leider nur als Dekoration eines Standes. Eine echte Überraschung bot der Kyudo-Stand ganz am Anfang, wo ein lebensgroßes, sehr schönes Foto meines Bogen-Meisters Inagaki-Sensai die Ausstellerfläche schmückte, und wo man erste Einweisungen ins japanische Bogenschießen bekommen konnte. Hier, in Halle Eins war auch gleich das bunteste Publikum unterwegs. Es gab extra einen großen Umkleide-Bereich für die Cosplayer und es gab Verkleidungen und vor allem Körperbemalungen, die fantastisch sind. „Wie Karneval“ dachte ich für mich, ich mag diese Art, fiktive Geschichten mit ins Leben zu nehmen. Ob man allerdings Comics „liest“? Ich würde eher nein sagen. Habe aber noch keine Antwort parat dafür, was man statt dessen tut. Ich zumindest kann es nicht besonders, weil ich mich immer verheddere: entweder folge ich nur den Bildern und verstehe schon bald gar nichts mehr. Oder ich lese die Texte und: dito. Wirklich erstaunt war ich über ein Gadget, das ich mir vorher noch gar nicht hatte vorstellen können: Längliche Kuschel-Kissen mit den Bildern diverser Manga-Stars, die man auf diese Weise mit ins Bett nehmen kann. Doch, das ist sexistisch. Aber es ist – wie vieles in der Comic- und Manga-Welt – auch niedlich. Ich musste zumindest erst mal lauthals lachen. Und, nein, ich habe keins gekauft.
Ich hatte mir eine ganze Liste von „Anlaufstellen“ notiert, ich wollte mich nicht nur treiben lassen, sondern unbedingt auch arbeiten. Um es vorweg zu nehmen: Es gab zu viele Überraschungen, und von meiner Liste blieb einiges unerledigt. Trotzdem hatte ich am Ende des Tages das Gefühl, viel „mitgenommen“ zu haben. Vor allem neue Ideen, die man tatsächlich nicht im Voraus listen kann. Besonders verblüfft war ich, bekannte Gesichter zu sehen. Bei solchen Massenveranstaltungen ist das zwar zu erwarten – mir passiert es allerdings eher selten. Gleich auf dem Weg zur Halle 2 traf ich zwei Kollegen aus meinen Kimmo-Hörspielproduktionen, die hoch geschätzten Tonmeister Alexander und Simon, die in Leipzig die Abteilungen Hörspiel und Streaming ansteuerten, und beste Laune verbreiteten.
Nur einen Tag für die Messe zu planen, ist eigentlich zu wenig. Mehr als erste Eindrücke gibt es nicht, obwohl ich jetzt, zurück am Schreibtisch sehe, wie viel Nachbereitung auch die schon verlangen. Ein Fazit für mich ist einmal mehr, die Vielfalt kleiner Verlage wieder in den Blick zu bekommen. Vielleicht schaffe ich es, auf den „Klunkern“ wenigsten gelegentlich, den einen oder anderen vorzustellen. Lesungen habe ich gar nicht geschafft, um ehrlich zu sein, ist die Hallenatmosphäre auch nicht besonders einladend. Viele der angebotenen Einführungen in bestimmte Themen, für Blogger/innen zum Beispiel, für angehende Autor/innen, Möglichkeiten, sich mit Kolleg/innen auszutauschen, etc., habe ich aus Zeitgründen auch links liegen gelassen. Ein weiteres Fazit heißt für mich, das nächste Mal mindestens zwei Tage einzuplanen. Und diese zwei Tage dann auch mit mindestens zwei Tagen Nachbereitung abzupuffern. Denn auch das wurde mir wieder klar: Als Freiberuflerin denke ich bei viel zu vielen Dingen, ich könne sie einfach nebenher erledigen. Was für ein Irrsinn!
Während drinnen alle Farben explodierten, verwandelte sich die Welt draußen wieder in eine Winterlandschaft. Was ich am Abend vor allem beim Warten auf die – jajajaja – verspätete Bahn zu spüren bekam. Den schönsten Teil der Messe – Halle 3 mit den Ständen für Grafik und Buchkunst – hatte ich mir für den Schluss aufbewahrt – sozusagen als Sahnehäubchen. Leider war ich da schon fußlahm und voll bepackt, ich bin eigentlich nur noch den Augen nach gelaufen, hier und dort angelandet, fürs Staunen reichte es fast nicht mehr, aber fürs Greifen nach Prospekten und ausgelegten Karten – ich hoffe, am Schreibtisch noch einiges aufarbeiten zu können. Die Stiftung Buchkunst allein hatte so viele beste schön gestaltete Bücher aus allen möglichen Ländern in die Regale gestellt, eine Stunde allein hier wäre das Minimum gewesen.
Ich hoffe, in den nächsten Tagen und Wochen mehr – und vor allem Konkretes – von meinem Besuch schreiben zu können. Ich habe ein paar Bücher mitgebracht, die ich gerne vorstellen möchte, und eben Verlage oder einzelne Buchkünstler/innen, die mir besonders gefallen haben. Ein echtes Highlight war die Begegnung mit „Tante Mascha“ – tatsächlich ist sie die erste Bloggerin, der ich bislang live begegnet bin. Wir haben uns eine gute Dreiviertelstunde Zeit zum Kennenlernen genommen, was an sich wenig, aber für einen Messebesuch enorm viel ist. Und wir wollen uns wiedersehen, entweder in Weimar, wo sie lebt oder hier in Berlin. Noch ein Highlight für mich ist der Preis der Leipziger Buchmesse, der an Esther Kinsky gegangen ist. Ihr Buch „Hain“ liegt schon seit Tagen auf meinem Nachttisch, ohne dass ich auch nur reingeschaut hätte. Aber das hole ich nach, Ihr hört von mir!
Myriade 18. März 2018
Interessant Danke !
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schlingsite 18. März 2018
Es gibt sie also doch: diese Dichterparadiese mit ihren Verlockungen.
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finbarsgift 18. März 2018
Interessanter Buchmessebericht!
Dankeschön für deine feine Darstellung 😊
Liebe Grüße vom Lu
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tantemasha 18. März 2018
Danke für die netten Worte!! 🙂 Es war mir gar nicht bewußt, daß ich die erste bin. Schön war´s! Und erstaunlich, was du von einem Tag mitgenommen hast. Bin gespannt auf deine Nachbereitung, und ich freue mich auf die nächste Begegnung, wo immer die auch stattfindet.
Liebe Grüße!!
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Stephanie Jaeckel 19. März 2018
Ja, es ist tatsächlich komisch, dass ich mich noch nie so darum gekümmert habe, Blogger/innen zu treffen, vielleicht ist da auch eine Angst, enttäuscht zu werden. War ich bei Dir aber nicht – im Gegenteil, mir wird wieder bewusst, wie verschieden wir in diesem einen Deutschland leben, pffff – bis hoffentlich bald!
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tantemasha 19. März 2018
Merci! 🙂
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dj7o9 19. März 2018
Schade, dass wir uns verpasst haben 😦
Aber vielleicht beim nächsten Mal?
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Stephanie Jaeckel 24. März 2018
Ja, ich fand’s auch wirklich schade, ich stand 10 Minuten wie angepeilt am Diogenes-Stand, bin dann aber weiter, weil ich bald schon wieder den Zug bekommen musste. Mein Handyakku – ich glaube, ich hatte geschrieben dass er schwächelt – war da schon leer. Aber klar, nächstes Jahr: nächster Versuch!
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dj7o9 25. März 2018
Komisch wir waren auch da und haben nach dir Ausschau gehalten 😔 nächstes Jahr neuer Versuch auf jeden Fall!
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