Auch das mochte ich sehr an den Kalifornischen Museen: Die Kindergruppen saßen mitten in den Ausstellungsräumen, um zu basteln, zu zeichnen, nach- oder eben auch eigenes zu machen, statt, wie bei uns häufig, in den museumspädagogischen Trakt verbannt zu werden. Natürlich, die amerikanischen Museen, jedenfalls die, die ich besucht habe, waren riesig. Niemand musste über sie steigen, um vor das nächste Bild zu kommen. Außerdem waren die Kleinen (ja, doch, es gab noch kleinere als auf dem Foto) ruhig.
Warum ich das mochte? Erstens war es auch für mich anregend. Sie machten meist richtig coole Sachen und ich war als erwachsene Besucherin durchaus animiert, nun – vielleicht nicht mitzumachen, aber das, was sie taten in meine Betrachtung zu übernehmen. Wieso zum Beispiel saßen sie da mit diesen bunten Papierschnipsel? Auf welches ausgestellte Kunstwerk konnte sich das beziehen?
Auf der anderen Seite spürte ich etwas, was ich bei uns manchmal vermisse: Den Kindern wurde ganz selbstverständlich zugetraut, sich ordentlich in den Räumen zu benehmen: Nicht rumzurennen oder zu schreien, nichts anzufassen oder zu verändern (diese Gruppe saß direkt neben einem lose auf dem Boden arrangierten Ring aus Steinen von Richard Long). Klar, sie rannten nicht rum, sie waren leise, konzentriert und wer keine Lust hatte, legte sich kurz hin oder guckte aus dem riesigen Fenster. Ich habe mich an meine eigene Kindheit erinnert, und daran, wie oft ich enttäuscht war, von Erwachsenen nicht ernst genommen zu werden.
May DelC 20. Januar 2018
Das ist spannend! Die Beobachtung habe ich dort auch gemacht.
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christahartwig 20. Januar 2018
„Just do it!“ das möchte man immer wieder mal jemandem zurufen. Zum kleinen Versuch der Ehrenrettung deutscher Ausstellungshäuser: Ich habe mit Kindern durchaus schon in Ausstellungsräumen gemalt und gebastelt. D.h. Es waren eher die Stipendiaten der Akademie, die mit den Kindern arbeiteten. Meine Aufgaben lagen mehr im Hintergrund und Drumherum. Eines aber würde auch ich amerikanischen Museen jederzeit bescheinigen, nämlich dass sie bei der Wahrnehmung ihres Lehrauftrages die Leute dort abholen, wo sie stehen. Das merkt man auch schon an den Webseiten vieler US-Museen, die viel mehr herzeigen und das Gezeigte leichter verständlich erklären. Es existiert bei uns immer noch eine Form des intellektuellen Hochmuts, die nicht angebracht ist.
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Stephanie Jaeckel 21. Januar 2018
Abholen? Liebe Leute. In Amerika heißen sie sie willkommen und schauen + hören mal, was ihre Gäste zu sagen haben. Warum denken 💭 wir in Deutschland 🇩🇪 immer, wir wüssten mehr, wenn wir unterrichten. Das macht es doch so mühsam…
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