Richtig oder gewagt?

Ich war heute in der sehr anregenden Ausstellung „Benjamin und Brecht. Denken in Extremen“, die noch bis zum 28. Januar 2018 in der Berliner Akademie der Künste (Hanseatenweg) zu sehen ist. Ein großer Teil des Vergnügens besteht darin, dass beide, Benjamin und Brecht, weitestmöglich auseinanderliegen mit ihren Ideen, ihrer Sprache, ihren Utopien, auch wenn sie in dieselbe Richtung schauen. Sie konnten Unvereinbares nebeneinander nicht nur aushalten, sondern auch bewegen – dass sie beide gerne Schach (miteinander) spielten, ist ein schönes Bild für dieses Ringen um Positionen, um ein Für oder Wider der jeweiligen Vorstellungen.

Im Katalog habe ich den Text von Marcus Steinweg überflogen, darin die so einfache wie kluge Bemerkung, dass wir uns heute bei Entscheidungen nur noch fragen, ob wir „das Richtige“ machen, dabei über gewagte Züge oder Improvisationen gar nicht mehr nachdenken. Wobei das offensichtlich auch schon zu Zeiten von Brecht und Benjamin der Fall war. Letzterer schrieb: „In der Improvisation liegt die Stärke.“ Und zum in Marmor meißeln: „Alle großen Schläge werden mit der linken Hand geführt…“ (Für Linkshänder vice versa…)

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

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