Wenn Freundinnen oder Freunde kurz davor sind, (vermeintlich) fatale Entscheidungen zu treffen, bei Krebs auf eine Behandlung zu verzichten, eine falsche Person heiraten oder sich von der richtigen zu trennen. Einen Neuanfang wagen, wo keiner ist oder, oder, oder. Was tun? Die eigene Meinung vorbringen und möglicherweise auch immer wieder – bis hin zum großen Krach – wiederholen oder sich raushalten?
? – Nö. Ich weiß natürlich, was ich im Fall tun würde. Oder auch immer schon getan habe. Es geht mir wirklich nicht darum, von Euch einen Rat zu bekommen. Ich habe nur gestern mit jemandem gesprochen, der die zu mir gegenteilige Position vertritt, und habe festgestellt, dass entweder beide richtig oder beide falsch sind. Oder sein können. Und bin deshalb interessiert…
papiertänzerin 10. Dezember 2016
… zunächst fragen, ob meine Meinung gewünscht ist, grundsätzlich lieber äußern, weil sonst steht sie zwischen mir und dem Herzensmenschen & meckert so still vor sich hin. Aber ständig wiederholen auf keinen Fall, denn wer weiß schon, welche Entscheidung richtig ist, hab die Weisheit ja auch nicht löffelweise gefuttert 😉
Fazit: Jede/r hat das Recht, seine Meinung zu äußern und jede/r das Recht, sie nicht hören zu wollen.
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Stephanie Jaeckel 10. Dezember 2016
Hm, ich habe mich wohl falsch ausgedrückt: es ging weniger um Meinungen, als um Lebensentscheidungen. Und solchen, die heikel sind. Sich bei einer schweren Krankheit nicht – oder von fragwürdigen Ärzten operieren lassen, Trennungen, eben, vielleicht ein gutes Leben für etwas Unbekanntes (und eventuell enorm verstiegenes) auflösen. – in einem Punkt stimme ich natürlich unbedingt zu: Jede/r hat das Recht, auf die eigene Entscheidung. Ob ich da noch von „Meinungen“ reden würde, weiß ich nicht. Einen Freund an Überarbeitung zu verlieren, weil er sich von niemandem mehr bremsen ließ, hat bei mir Spuren hinterlassen, ein Mensch, dem ich nie gesagt habe, wie großartig seine Arbeit war, und der wegen größter Selbstzweifel umbrachte – Nein. Ich hätte sie nicht retten können. Aber ich habe das Gefühl, enorm versagt zu haben, weil ich es nicht mal versuchte.
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papiertänzerin 10. Dezember 2016
… auch wenn ich dein Gefühl sehr verstehe, meine ich, das es als Gegenüber nur um meine Haltung gehen kann, eine Entscheidung kann ich für den anderen Menschen nicht treffen, ihm nur zur Seite stehen, und das nötigenfalls auch mit Vehemenz. Wie dringend unsere Hilfe gewesen wäre, können wir aber oft erst im Rückblick erkennen. Vielleicht weißt auch du es erst im nachhinein?
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Stephanie Jaeckel 10. Dezember 2016
Nein. Katastrophen sind oft genug als solche zu erkennen. Klar. Ich entscheide für niemanden. Nur für mich. Aber es kommt im Laufe des Älterwerdens offensichtlich öfters dazu, mit Freund/innen an einem Scheideweg zu stehen. Man steht an einer solchen Stelle ja oft auch vor einer Trennung. Für mich heißt die Frage, wo verhalte ich mich respektvoll, wo leichtsinnig?
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buchpost 11. Dezember 2016
Die freundliche Beliebigkeit durchbrechen, den eigenen Blick auf die Entscheidungenen eines anderes nicht verschweigen, unter den Teppich kehren, respektvoll im Wissen darum, dass wir auch irren können.
Das Bild zu deinem Beitrag spricht mich enorm an. Danke fürs Teilen.
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2016
Ja, es ist sogar manchmal eine „freundschaftliche Beliebigkeit“, sicher nicht aus böser Absicht, sondern sehr oft aus Unsicherheit. Natürlich muss die Frage jedesmal neu gestellt und beantwortet werden. – Das Wandbild hat mir auch gefallen, aber ich fürchte, es ist schon wieder weg.
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belmonte 11. Dezember 2016
Reden! Ansonsten ist Freundschaft keinen Pfifferling wert. Und wenn zehn Freundschaften daran zerbrechen, aber ein Leben gerettet wird, dann sind das immerhin schon einige Pfifferlinge.
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2016
Ja. Ich merke, dass ich bei den Kommentaren doch immer wieder auf meine eigene Einstellung zurück komme. Ich würde bis zum letzten Moment etwas sagen. Aber in dem Gespräch, von dem ich schrieb, war mein Gegenüber sehr klar auf der gegenteiligen Position. Und ihm möchte ich keine Beliebigkeit unterstellen. Wir stehen vielleicht alle auf andere Weise in der Welt. Aber eben: Pfifferlinge sind schließlich auch was Wert 😉
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Maren Wulf 11. Dezember 2016
Sich (ungefragt) äußern kann sorgend, aber auch übergriffig sein. Sich nicht äußern kann Ausdruck von Respekt, aber auch von Gleichgültigkeit sein. Am Ende ist Einmischen oder Schweigen vielleicht vor allem eine Frage der Haltung.
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Stephanie Jaeckel 11. Dezember 2016
Hmmm, ja. Dann weiß vielleicht mein Gegenüber, was er oder sie bei mir zu erwarten hat und am Ende ist es ja vielleicht auch gut, wenn jemand aus seine oder ihre Entscheidungen verschiedene Reaktionen bekommt. Ist ja auch nie gesagt, was am Ende zu was führt…
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